Dieser Artikel soll keine dogmatische Gegenüberstellung von fleischhaltiger und fleischloser Kost sein. Es gibt viele gesundheitliche Gründe sich pflanzenreich zu ernähren, wie es gute Gründe gibt, auch Fleisch zu essen.
Welche Ernährung individuell für dich passend ist, kannst jedoch du nur selbst herausfinden.
Grundsätzlich hat eine vegetarische / vegane Ernährung einige Vorteile. So besteht ein geringeres Risiko für sogenannte Volkskrankheiten wie z.B. Diabetes Typ2, Bluthochdrukck und anderen Herz-Kreislauferkrankungen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass bei diesen Aussagen davon ausgegangen wird, dass es sich um eine vollwertige, nährstoff- und abwechslungsreiche Ernährung handelt. Eine überwiegend pflanzliche Kost ist reich an Ballaststoffen, Magnesium, Kalium und Folsäure sowie den Vitaminen A,C und E.
Fleisch ist reich an Protein aber auch an wichtigen Mikronährstoffen wie Eisen, Zink, Calcium und den Vitamin B2 und B12. Fisch ist ebenfalls reich an Protein und zusätzlich reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12, Iod und Selen.
Wichtig ist bei einer vegetarischen / veganen Ernährung ein besonderes Augenmerk auf die Nährstoffe zu legen, die durch das Weglassen von tierischen Lebensmitteln eventuell ins Defizit geraten.
Man kann leider nicht sagen, dass der eine oder andere Nährstoff, der ins Defizit gerät nicht so schlimm ist. In den biochemischen Stoffwechselabläufen gilt die Regel: Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Insofern kann nur ein Nährstoffdefizit zu ausgeprägten Folgen führen.
Dieser Artikel soll einen Überblick verschaffen, welche Nährstoffe kritisch sind und mit welchen Parametern man diese Nährstoffe sinnvoll im Auge behalten kann. Empfehlenswert ist eine jährliche Kontrolle.
Vitamine:
Vitamin B12 kommt fast ausschließlcih in tierischen Lebensmitteln vor. Allein Mikroorganismen können Vitamin B12 herstellen, welches sich über die Nahrungskette in tierischem Gewebe anreichert. Es ist an verschiedenen Prozessen und Körperfunktionen beteiligt …
- Energiegewinnung
- Oxidationsschutz
- Eiweißstoffwechel ( Homocysteinabbau und Methioninbiosynthese)
- Blutbildung (Regeneration von Folsäure und Aufbau von DNA- Bestandteilen)
- Nervensystem und Psyche (Aufbau von Zellwänden und Nervenhüllen und Cholinbiosynthese)
Vitamin D ist nicht nur ein kritisches Vitamin bei vegetarischer/veganer Ernährung, sondern der Vitamin-D-Mangel betrifft alle Menschen in unseren Breitengraden.
Da Vitamin D für eine optimale Aufnahme von Calcium im Körper verantwortlich ist und Calcium auch zu den kritischen Nährstoffen gehört, sollte darauf auch ein Augenmerk gelegt werden.
Vitamin B2 kommt hauptsächlich in Milch und Milchprodukten vor. Da Milch bei veganer Ernährung wegfällt, fehlt hier eine wichtige Vitamin B2-Quelle. Es gehört zu den Coenzymen und spielt eine wichtige Rolle bei …
- Der Energiegewinnung (Zucker und Fette werden abgebaut, sodass diese als Zellenergie genutzt werden können)
- Der Bildung von roten Blutkörperchen und Antikörpern
- Der Gesunderhaltung von Haut, Haaren und Nägel
- Wachstum und Unterhalt des Gewebes
Spurenelemente:
Zink
Die Aufnahme von Zink aus pflanzlicher Kost ist im Vergleich zur Verwertung aus tierischen Lebensmitteln eingeschränkt. Der Grund ist das gleichzeitige Vorkommen von Phytaten in pflanzlichen Nahrungsmitteln. Phytate binden das Zink, so dass der Körper dieses nicht mehr aufnehmen kann. Zink ist wichtig für …
- Das Immunsystem
- Für eine gute Versorgung von Haut, Haaren und Nägeln
- Für den Zuckerstoffwechsel
- Für die Augen
Selen
Selenarme Böden sind in vielen Teilen Europas verbreitet. Vorallem Deutschland, Dänemark, Finnland und Schottland sind betroffen. Auch verschiedene Regionen auf dem Balkan zählen dazu.
Da der Selengehalt von pflanzlichen Lebensmitteln stark von der Bodenqualität und der Verfügbarkeit des Spurenelements abhängt, sind Vegetarier und Veganer anfälliger für einen Selenmangel. Selen …
- Schützt die Zellen vor oxidativen Schäden
- Ist wichtig für die Abwehrfunktion unseres Immunsystem
- Trägt zur Schilddrüsenfunktion bei
- Unterstützt das Glutathion-Entgiftungssystem
- Ist Bestandteil von Selenoproteinen, die wichtig sind u.a. für den Herzmuskel
- Spielt eine wichtige Rolle bei der Spermabildung
Iod
Deutschland zählt aufgrund der nährstoffarmen Böden zum Iodmangelgebiet. Dadurch können die Pflanzen, die wir essen, nicht genügend Iod aufnehmen. Um den Mangel in den Griff zu bekommen, setzt man gerne Iodsalz ein. Dies ist allerdings nicht ausreichend. Außerdem wird das Iod im Iod-Salz beim Kochen zerstört. Iodhaltig sind maritime Lebensmittel, vorallem Meeresfisch, Meeresfrüchte und Algen. Iod ist wichtig …
- Für die Gesundheit der Schilddrüse
- Für die Gesundheit von Brust, Gebärmutter und der Prostata
- Für unser Gehirn
Eisen
Das Problem der pflanzlichen Eisenlieferanten ist nicht die Menge des zugeführten Eisens. So ist in pflanzlichen Lebensmittel manchmal deutlich mehr Eisen enthalten als in einem blutigem Steak. Aber die Bioverfügbarkeit, das bedeutet, wie gut Eisen aus einem Nahrungsmittel vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden kann, ist das Problem.
Hier schneiden pflanzliche Eisenlieferanten durch die Phytinsäure in Pflanzen leider besonders schlecht ab. Das tierische Häm-Eisen, die Eisenverbindung aus dem tierischen Blut, wird excellent aufgenommen.-Eisen ist wichtig für …
- Die Hämoglobinsynthese, die Bildungs des roten Blutfarbstoffes und den Sauerstofftransport
- Die Myoglobinsynthese und damit für die Muskelfunktion
- Die Bildung der Neurotransmitter (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin)
- Die Schilddrüsenfunktion
- Das Immunsystem
- Die Entgiftung der Leber
- Die Kollagensynthese
- Die Energiebildung in den Zellkraftwerken
- Zentrale Nervensystem
Fettsäuren:
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie erfüllen viele wichtige Funktionen im Körper. Die beiden wichtigsten langkettigen Omega-3-Fettsäuren sind EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure). Beide kommen nur in Fisch und speziellen Mikroalgen aus dem Meer vor.
Die wichtigste kurzkettige Omega-3-Fettsäure ist ALA (Alpha-Linolensäure). ALA kommt in vielen pflanzlichen Quellen vor.
ALA ist eine essentielle Omega-3-Fettsäure. Das bedeutet , dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann und sie mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Sie kommt in pflanzlichen Lebensmitteln wie Leinöl, Chiasamen, Walnüssen und Avocado vor. Sie kann vom Körper in EPA und anschließend DHA umgewandelt werden. Daher ist sie für Vegetarier und Veganer besonders wichtig. Allerdings ist die Umwandlung von ALA in EPA begrenzt. Die Umwandlungsrate ist mit maximal 5-10% begrenzt. Aus diesem Grund reicht es meist nicht aus, nur ALA als Omega-3-Fettsäure aufzunehmen.
Omega-3 Fettsäuren wie EPA und DHA haben viele postive Eigenschaften:
- Sie wirken entzündungshemmend
- Sie bewirken, dass alle Membranen (Zellhüllen) elastisch bleiben
- Unterstützen eine normale Herzfunktion
- Unterstützen einen normalen Blutdruck
- Bewirken eine langsamere Blutgerinnung
- Unterstützen eine normale Sehkraft
- Unterstützen eine normale Gehirnfunktion
- Beugen Arterienverkalkung vor
Proteine:
Proteine sind essenzielle Bausteine des Körpers und übernehmen eine Vielzahl wichtiger Funktionen, darunter den Aufbau von Muskeln, Enzymen und Hormonen. Der menschliche Körper nutzt insgesamt 20 verschiedene Aminosäuren zur Eiweißbildung. Sie sind in unterschiedlichen Mengen in Lebensmitteln enthalten. Je ähnlicher die Aminosäurezusammensetzung eines Lebensmittels der des menschlichen Körpers ist, desto höher ist dessen biologische Wertigkeit.
Von diesen 20 Aminosäuren kann der Körper acht nicht selbst herstellen. Sie werden als essenzielle Aminosäuren bezeichnet. Da sie über die Nahrung aufgenommen werden müssen, spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Eiweißqualität.
Limitierende Aminosäuren und pflanzliche Eiweißquellen
Nicht jede Proteinquelle enthält alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge. Ist eine essentielle Aminosäure in einem Lebensmittel in geringerer Konzentration vorhanden als im menschlichen Körper benötigt wird, spricht man von einer limitierenden Aminosäure, da der Körper nur so viel Eiweiß bilden kann, wie diese mengenmäßig kleinste Aminosäure es erlaubt.
Alle Werte sind in g/100g Eiweiß angegeben. Aminosäuren, die in der entsprechenden Quelle deutlich weniger enthalten sind als im menschlichen Körper, sind rot markiert.
Quelle: https://www.naehrwertrechner.de
Insbesondere für eine vegane Ernährung ist es wichtig, die typischen limitierenden Aminosäuren in pflanzlichen Eiweißquellen zu kennen:
- Getreide (Weizen, Roggen, Reis, Hirse, Sorghum) ist oft arm an Lysin, Methionin und Threonin, enthält aber reichlich Phenylalanin, Valin, Leucin und Isoleucin.
- Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen, Soja, Erdnüsse) liefern viel Lysin, Leucin, Isoleucin und Valin, enthalten jedoch wenig Methionin und Tryptophan.
- Mais hat niedrige Werte für Isoleucin, Threonin, Lysin und Tryptophan, bietet jedoch reichlich Valin, Leucin, Methionin und Phenylalanin.
- Nüsse und Samen weisen oft Defizite bei Isoleucin, Threonin, Methionin, Lysin, Phenylalanin und Tryptophan auf, sind jedoch gute Quellen für Valin und Leucin.
- Gemüse und Obst enthalten generell wenig Methionin.
Problematische Aminosäuren bei rein pflanzlicher Ernährung sind deshalb Methionin, Tryptophan und Threonin.
Eiweißqualität durch clevere Kombination verbessern
Die biologische Wertigkeit pflanzlicher Proteine kann durch gezielte Kombination verschiedener Eiweißquellen gesteigert werden:
- Getreide ist lysinarm, während Hülsenfrüchte viel Lysin enthalten
- Hülsenfrüchte sind arm an Methionin, das in Getreide reichlicher vorhanden ist.
- Mais, das viel Methionin enthält, kann das Defizit an dieser Aminosäure in Hülsenfrüchten ausgleichen.
Durch diese Kombinationen kann eine ausgewogene Versorgung mit allen essenziellen Aminosäuren erreicht werden.
Eiweißpulver: Worauf sollte man achten?
Wer seine Eiweißzufuhr mit Proteinpulvern ergänzen möchte, sollte darauf achten, dass alle essenziellen Aminosäuren in einem ausgewogenen Verhältnis enthalten sind. Viele vegane Eiweißpulver, insbesondere Blends (Mischungen), enthalten zu geringe Mengen an Methionin und Threonin. Diese sind zwar nicht direkt für den Muskelaufbau entscheidend, beeinflussen aber die Gesamtqualität des Proteins.
Eine Möglichkeit der Optimierung besteht indem
- Indem du eine höhere Menge des Proteinpulvers verwendest, um die Defizite auszugleichen.
- Indem du ein auf Proteinlysaten basierendes Produkt wählst, bei dem pflanzliche Proteine (z. B. aus Erbse und Reis) aufgespalten und in einem optimalen Mischungsverhältnis neu zusammengesetzt wurden.
Fazit
Proteine sind lebenswichtig und die richtige Zusammensetzung der Aminosäuren ist entscheidend. Während eine rein pflanzliche Ernährung Defizite bei bestimmten essenziellen Aminosäuren mit sich bringen kann, lassen sich diese durch geschickte Kombination von Lebensmitteln oder hochwertige Proteinprodukte ausgleichen. Wer auf eine ausgewogene Eiweißversorgung achtet, kann auch mit pflanzlichen Lebensmitteln alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge aufnehmen.