Was bedeutet Herzfrequenzvaribilität

Herzfrequenzvaribilität bedeutet, dass das vegetative Nervensystem in der Lage ist, die Frequenz von einem Herzschlag zum nächsten zu verändern. (Die übliche Abkürzung HRV kommt aus dem englischen (Heart Rate Variability).

Eine gute Variabilität ist eine wesentliche Voraussetzung für eine hohe Anpassungsfähigkeit und gute Gesundheit unseres Organismus.

Das vegetative Nervensystem, kurz VNS, reguliert Vorgänge, die vom Menschen nicht willentlich beeinflusst werden können. Das bedeutet, dass diese Vorgänge automatisch ablaufen.

Auf diese Weise werden Blutgefäßweite, Herz- und Atemfrequenz, Schweiß- und Tränensekretion, Organfunktionen, Verdauung und Stoffwechsel gesteuert … einfach alles, was uns gesund hält. Dabei gliedert sich das vegetative Nervensystem in Sympathikus und Parasympathikus. Wichtig ist, das Sympathikus und Parasympathikus beide gut funktionieren.

Dieser Mechanismus existiert seit vielen tausend Jahren und ist durch unsere Evolution geprägt. So hat das VNS früher den Menschen auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Dies kann man sich an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Die Bedrohung für den Steinzeitmenschen stellte z.B. der Säbelzahntiger dar. Wie reagiert nun der Organismus bei dem Auftauchen einer solchen Bedrohung? Der Sympathikus wird in Bruchteilen einer Sekunde aktiviert. Der ganze Organismus wird auf maximale Leistungsbereitschaft eingestellt, der Blutdruck erhöht, die Muskeln maximal angespannt, die Bronchien erweitert und Zucker bereitgestellt. Gleichzeitig wird der Parasympathikus, welcher für Ruhe und Erholung zuständig ist, auf ein Minimum heruntergefahren und damit Funktionen, wie die Verdauung, das Immunsystem, das Hormonsystem und Regenerationsvorgänge gedrosselt. Der Körper ist damit leistungsbereit.

Ist die Situation gebannt, kann sich der Körper erholen: der Sympathikus wird heruntergefahren und der Parasympathikus aktiviert. Verbrauchte Leistungs-Ressoucen werden wieder aufgefüllt und der Körper kann sich regenerieren.

Somit ist das VNS in Balance.

Früher war die geforderte Leistung immer mit körperlicher Anstrengung verbunden. Heute erleben wir oft eine andere Art von Bedrohungen, die anhaltender und nicht mit körperlicher Aktivität zu lösen sind wie z.B. Konflikte oder Leistungsdruck bei der Arbeit, Familien- oder Partnerschaftsprobleme, Schwierigkeiten in Schule oder Ausbildung ...

Unser VNS setzt aber diesen Stress mit der vitalen Bedrohung des Säbelzahntigers gleich. Der Körper wird auf Kampf oder Flucht vorbereitet, obwohl gar keine vitale Bedrohung vorhanden ist und keine körperliche Aktivität benötigt wird.

Dauert die Stressituation an, bleibt der Sympathikus aktiv und der Parasympathikus läuft auf Sparflamme.

Für das VNS ist es nicht mehr möglich eine Balance herzustellen. Der Sympathikus ist dauerhaft aktiviert und der Parasympthikus verkümmert und damit auch das Verdauungs-, Hormon-, und Immunsystem.

Anspannung und Entspannung sollten aber für ein Funktionieren unserer Organe und Organsysteme im Gleichgewicht sein.

 

Bei der HRV-Messung (auch VNS-Analyse genannt) werden die Abstände von Herzschlag zu Herzschlag gemessen. Je unterschiedlicher diese Abstände sind, desto anpassungsfähiger ist das vegetative Nervensystem (VNS).

Dabei werden die Abstände von 520 Herzschlägen gemessen und die Unterschiede dieser einzelnen Abstände in Millisekunden dargestellt. Je nach Herzfrequenz dauert dies zwischen 5 und 10 Minuten.

Die Messung kann im Liegen oder Sitzen stattfinden. Dabei wird dem Patienten ein Brustgurt oder Sensoren an den Handgelenken angelegt. Die Signale werden an einen Computer gesendet, dort ausgewertet und grafisch dargestellt.

  • Warum sollte ich eine VNS-Analyse durchführen?
  • Um auf einfache Weise eine aktuelle Darstellung des Zustandes des vegetativen Nervensystem zu erhalten.
  • Um sich anbahnende organische Funktionsstörungen frühzeitig in Messwerten sichtbar zu machen.
  • Um objektive Messwerte zu erhalten über die Belastbarkeit des Körpers in Stresssituationen.
  • Zur Therapiekontrolle um Verbesserungen objektiv sichtbar zu machen.

Menschen mit …

  • chronischer Stressbelastung
  • Schlafstörungen, Ängsten und depressiven Verstimmungen
  • chronischer Erschöpfung
  • Herz- Kreislauferkrankungen
  • Verdauungsbeschwerden, Reizdarm und Reizmagen
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • COPD / Chronischer Bronchitis / Asthma
  • Vor und nach operativen Eingriffen
  • Zur Vorbeugung
  • …..

Patienten mit Vorhofflimmern, Herschrittmachern oder höhergradigen Herzrhythmusstörungen brauchen nicht gemessen werden. Hier können keine Rückschlüsse auf die Regulationsfähigkeit des vegetativen Nervensystems geschlossen werden.