Jeder kennt Stress. Jeder war schon einmal im Stress.

Nach Einschätzung der WHO ist Stress mittlerweile eines der größten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts. Eine groß angelegte Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 zeigt, dass für mehr als die Hälfte der Deutschen Stress bereits zum Alltag gehört. Sechs von zehn Erwachsenen fühlen sich gestresst, knapp jeder vierte Erwachsene ist sogar häufig im Stress. (TK Studie 2016 Hamburg).

 

Doch was ist Stress eigentlich genau im medizinischen Sinne?

Das Wort wurde aus dem Englischen übernommen und bedeutet soviel wie Druck, Anspannung, Belastung.

So kann Stress verstanden werden als ein Missverhältnis zwischen den Anforderungen, die an den Betroffenen gestellt werden, und seinen Ausgleichsmöglichkeiten,  wie positives Erleben, Selbstbestätigung, Entspannung oder Ähnliches. Gerät dieses Verhältnis aus Anforderungen und Ausgleichsmöglichkeiten aus der Balance, gerät der Betroffene unter Druck: Er empfindet Stress.

Besteht die Belastungssituation nur kurzfristig entsteht akuter Stress. Durch entsprechende Ausgleichsmöglichkeiten kann sich der Betroffene wieder von der Stressreaktion erholen. Dauert die Belastungssituation jedoch über einen längeren Zeitraum an und die Ausgleichsmöglichkeiten reichen nicht mehr aus, entwickelt sich chronischer Stress.

Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts beschrieb Hans Seyle, einer der ersten Stressforscher, den Begriff und untersuchte die Abläufe bei einer Stressreaktion.

Dabei ist es völlig unerheblich, ob Stress durch äußere Bedrohungen oder aber durch Ängste, Familien- oder Partnerschaftsprobleme, Schwierigkeiten in der Schule oder Ausbildung, Konflikte bei der Arbeit, ein hohes Maß an Fremdbestimmung, andauernde Schmerzen, Kälte, Hitze, Sport oder Erkrankungen, … ausgelöst wird.

Letztendlich läuft die gleiche Stressreaktion ab: Diese Reaktion unseres Körpers ist unser eingebauter Überlebensmechanismus, die Reaktion auf „Kampf oder Flucht“:

Stress setzt im Körper die sogenannte neuroendokrine Funktionsachse in Gang:

  • Die ultraschnelle Stressantwort (Sekunden) durch Ausschüttung von Katecholaminen. Hierzu gehören Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Sie werden binnen Sekunden freigesetzt und bewirken einen Anstieg der Pulsfrequenz, des Blutdrucks und des Herzminutenvolumens. Außerdem fördern sie die Leistungsbereitschaft, die Konzentration und die Motorik.

Durch diese Stressreaktion ist der Betroffene in der Lage, sich aus der Gefahrensituation zu retten.

  • Die verzögerte Stressantwort (Minuten) durch Ausschüttung von Cortisol. Cortisol ist unser wichtigstes Stresshormon. Es stellt in kurzer Zeit eine hohe Menge an Energie zur Verfügung, indem es den Blutzucker und die Triglyceride ansteigen lässt.

Damit steigt unsere Leistungsfähigkeit.

Dies war in unserer „tierischen Vergangenheit" auch wichtig zum Kampf oder zur Flucht. Heute ist dies nicht mehr sinnvoll, denn unsere „neuen“ Stresssituationen können wir nicht mehr auf diese Weise lösen.

Heute belastet das Cortisol den Körper, denn er kann das hohe Energieangebot gar nicht mehr nutzen. Es kann nicht mehr durch Bewegung abgearbeitet werden, sondern muss anders verarbeitet werden, wie z.B. durch eine höhere Insulinausschüttung. Bei chronischem Stress laufen diese Reaktionen ständig ab.

Gelingt es nicht, diesen Kreislauf auf gesunde Weise zu durchbrechen, zeigen sich erste Warnsignale.
Besonders häufig sind folgende Störungen:

  • Stimmungsschwankungen
  • Unruhe, Angst, Nervosität, Panikattacken
  • Konzentrationsstörungen, Fokussierungsschwierigkeiten
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Energieverlust
  • Muskelschmerzen
  • Potenz- und Libidostörungen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Depressive Verstimmungen, Depressionen
  • Infektanfälligkeit

Aus der Balance in die Balance:

Ist die neuroendokrine Funktionsachse nicht mehr im Gleichgewicht, äußert sich dies in aller Regel in messbaren Defiziten oder Dysbalancen chemischer Botenstoffe des Nervensystems und des Gehirns, die den Ablauf der normalen Stressantwort regeln.

Diese Dysbalancen sind messbar und die Behandlung erfolgt nach neurobiologischen Erkenntnissen mit Aminosäuren, Vitaminen und aktiven Pflanzenstoffen. Diese versetzen den Organismus in die Lage, die notwendigen Botenstoffe selbst in ausreichendem Maße wieder herzustellen.

Ob und wann es zu Störungen kommt, ist individuell sehr verschieden.

Dies hängt von vorangegangenen prägenden Ereignissen ab (wie z.B. Traumata, Unfälle, Verluste…), von der Intensität und Dauer der Belastung sowie zahlreichen genetischen Parametern. Hierzu zählen z. B. Unterschiede in der Transmitterproduktion, der Wirksamkeit der Hormone und Transmitter am Rezeptor, der Umwandlungsrate der Neurotransmitter und vieles mehr.

Wie kann ich meinen persönlichen Stress-Zustand sichtbar machen?

 

Herzfrequenzvariabilität